Der Deutsche Pflegetag hat dieser Tage in Berlin auch über den Pflege-TÜV beraten. Die Tagesschau hat dazu ein kleines Dossier erstellt.
Pflege-TÜV
Pflegenoten abschaffen oder weiterentwickeln?
In einem Interview der Süddeutschen Zeitung hat sich der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn dafür ausgesprochen, das Notensystem für die Pflegeheime wieder abzuschaffen. Es habe viel Bürokratie und viele Kosten gebracht, ansonsten aber nichts. Vor allem haben die Noten den Verbrauchern nicht bei der Suche nach einem geeigneten Pflegeunternehmen geholfen. Denn alle hätten ähnliche (sehr) gute Noten. Versagt hat nach Ansicht Spahns die Selbstverwaltung. Die Verbände der Pflegeeinrichtungen und die Kassen hätten bei der Umsetzung dessen, was die Politik vorgegeben hat, versagt. Der Geschäftsführer Spitzenverbandes der Medizinischen Dienste, Dr. Peter Pick, hingegen erklärt: „Das Aussetzen der Pflegenoten ist der falsche Weg, weil damit die Transparenz für lange Zeit auf Eis gelegt würde. Die Verbraucher erhielten gar keine Informationen mehr und der Prozess der Transparenzkriterien müsste von vorne beginnen. Nach unserer Auffassung sollten die Bewertungskriterien gestrafft und systematisch weiterentwickelt werden. Es muss künftig besser abgebildet werden, wie die Versorgungsqualität in den Heimen ganz konkret ist.“
Grüne fordern Reform des Pflege-TÜV
Der sogenannte Pflege-TÜV hat nach Ansicht der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen versagt und muss grundlegend reformiert werden. In einem Antrag fordern die Abgeordneten, die Noten zur Beurteilung von Pflegeeinrichtungen sofort auszusetzen, ein neues Qualitätssicherungssystem zu entwickeln sowie ein unabhängiges Institut für Qualität in der Pflege einzurichten, um Vorschläge für die Qualitätsanforderungen zu entwickeln. Mehr lesen
Patientenbeauftragter Laumann: Pflegenoten gescheitert – Veröffentlichung aussetzen!
So deutlich wie der Pflege- und Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, hat es bislang kaum einer ausgesprochen: „Pflegenoten gescheitert – mehr Transparenz für Verbraucher schaffen“. Weiter heißt es in einem Positionspapier von Laumann: „Der Notendurchschnitt für alle rund 12.500 stationären Pflegeeinrichtungen liegt bei 1,3. Ein solches Benotungssystem wird von den Verbrauchern nicht ernst genommen, es verschleiert die differenzierte Wirklichkeit.“ Laumann fordert schließlich, die Veröffentlichung des bisherigen Pflegenoten umgehend auszusetzen. Die Prüfkriterien müssten zunächst auf eine fundierte wissenschaftliche Grundlage gestellt werden. Das Positionspapier können Sie hier herunterladen.
Bayerisches Pflegeministerin fordert deutliche Korrekturen am Pflege-TÜV
Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml fordert deutliche Korrekturen an dem vor fünf Jahren eingeführten Pflege-TÜV. Huml kritisierte am Montag in Berlin: „Der heutige Pflege-TÜV ist kein verlässlicher Beweis für die Qualität einer Pflegeeinrichtung. Die Änderungen zum Januar 2014 waren zwar ein wichtiger Schritt. Sie gehen aber nicht weit genug. Wir brauchen ein Bewertungssystem, das sich mehr an den wichtigen pflegerelevanten Bereichen und der Ergebnisqualität ausrichtet. Künftig muss statt der Dokumentation der Mensch stärker im Mittelpunkt stehen – und die Frage, wie es ihm geht.“
Gegen Ende der Woche noch hatte der Geschäftsführer des MDK-Spitzenverbandes, Dr. Peter Pick, erklärt: „Die Einführung der Pflege-Transparenz war und bleibt ein richtiger Weg“. Die Schuld für die begrenze Aussagekraft der Pflegenoten sah Pick bei den Leistungsanbietern: „Aussagefähigere Pflegenoten sind nur zu erreichen, wenn der Einfluss der Pflegeanbieter auf die Noten zurückgedrängt wird.“